Zu den neuen in vielen Büchereien vorhandenen Bilderbuchgeschichten für Kamishibai gehören zwei Titel, die sich humorvoll und hintersinnig mit dem Thema „Angst vor Fremden“ und „Begegnung mit Vielfalt und Anderssein“ beschäftigen:
„Der schaurige Schusch“ und „Elefanten im Haus“
Im Anschluss an die Geschichten – mit Bilderbuch oder Kamishibai vorgelesen oder erzählt – lässt sich das Thema mit Kindern kreativ aufgreifen und vertiefen. Dazu malen die Kinder ganz frei nach eigenen fantasievollen Vorstellungen ein „Ungeheuer“ oder ein frei zu erfindendes Fantasiewesen mit originellen Eigenschaften auf einem DIN A 3 Blatt.
Die fertigen Bilder werden anschließend auf dem Fußboden ausgelegt, wobei die bemalte Seite nach unten zeigt und zunächst nicht sichtbar ist. Die Kinder sitzen um die ausgelegten Blätter herum und dazu wird folgender Text gesprochen (und nach mehrmaligen Wiederholungen vielleicht auch mitgesprochen). Nach dem ersten Abschnitt wird zum „Klopfen“ tatsächlich auf eines der verdeckt liegenden Bilder geklopft. Danach wird der Text fortgesetzt und erst am Ende darf das „beklopfte“ Bild umgedreht werden:
Oh, wer weiß, was da geschieht?
Oh, wer weiß, was niemand sieht?
Oh, wer weiß, was der wohl tut?
Oh, wer traut sich und hat Mut,
einfach mal zu klopfen?
(poch, poch, poch)
Ist es groß oder klein?
Ist es nett oder gemein?
Ist es schlau oder dumm?
Sagt es Piep oder Brumm?
Ist es trocken oder nass?
Frisst es Würmer oder Gras?
Ist es müde oder wach?
Weißt du was?
Ich schau‘ jetzt nach!
Wie lässt sich das nun sichtbare „Ungeheuer“ beschreiben? Und: Ist das Unbekannte wirklich so seltsam und bedrohlich wie anfangs vielleicht befürchtet, wenn man es sich genau anschaut und vertraut macht?
Die Fragen aus dem Text können dafür ein paar Anregungen liefern – und noch um viele weitere Aspekte ergänzt werden. Ältere Kinder können mit weiteren Eigenschaften vielleicht sogar weitere Fragen als Reimpaare formulieren. Jüngere Kinder erzählen einfach frei, was sie dort sehen, üben so spielerisch die genaue Wahrnehmung – und entdecken an dem fremden Wesen auf dem Blatt vielleicht viele interessante Details.
Eine neue „Entdecker-Runde“ wird eingeleitet, wenn das Gedicht erneut gesprochen wird „Oh, wer weiß, was da geschieht…“ und im Verlauf das nächste Blatt „beklopft“, umgedreht und beschrieben wird.
Variante: Das Aufdecken der Bilder kann auch im Kamishibai-Rahmen geschehen. Dabei werden jeweils zwischen die Bilder leere Blätter gestellt, die das jeweils nächste Bild zuerst bedecken, dann aber vor dem Nachschauen weggezogen werden. Geklopft wird dabei an die Tür des Holzrahmens.
Viel Spaß beim Entdecken der Vielfalt!
Text & Idee: Susanne Brandt
P.S. Wer auch zu anderen Kinder- und Jugendbüchern neue Praxiskonzepte sucht: Vielfältige Vorschläge zu den ausgezeichneten Titeln des Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreises stehen jetzt hier zum Download zur Verfügung: http://www.djlp.jugendliteratur.org/praxiskonzepte-28.html