Das Vorlesen und Erzählen mit Kindern ist eine Situation, die oft mit körperlicher Nähe verbunden ist. Die Kinder hocken dicht beieinander, rutschen immer näher dorthin, wo erzählt wird, wollen ihre Nase mit ins Bilderbuch stecken…
Alles das sind Erfahrungen, die so in den letzten Wochen und Monaten im öffentlichen Raum nicht geteilt werden konnten und wohl auch noch über eine längere Zeit in Bibliotheken, Kitas und Schulen nur mit einer besonderen Umsicht und im Rahmen der geltenden Landesverordnungen wieder möglich werden.
Mit genau dieser Umsicht gilt es nun gerade im Sommer, gute Möglichkeiten auszuloten und zu gestalten: Besonders empfohlen und erfolgreich erprobt werden dabei kleinere Veranstaltungen im Freien – vielleicht in einem benachbarten Park, auf einer Grünfläche nahe der Bibliothek, einem Innenhof, auf einer Terrasse o.ä. – Rahmenbedingungen also, die perfekt zu Vorlese- und Erzählangebote für Kinder passen.
Ein paar Praxis-Tipps für Bibliotheken nah und fern gibt es hier:
Street Booking, Buchstabenreise und Vorlese-Spaziergang
StoryWalk®
https://cincinnatilibrary.org/blogs/post/great-outdoors-library/?fbclid=IwAR2MvCnzlz4yfK3-0SB4bG0gu_4VQz6LBINM5YSL5uabU-83fTEEDUL47qQ
http://www.bz-sh-medienvermittlung.de/raus-ins-gruene-neue-anregungen-fuer-kamishibai-im-freien/
http://www.bz-sh-medienvermittlung.de/thema/wildwuchsgeschichten/
Auch im Rahmen des Ansatzes „Nachhaltig erzählen“ macht die Büchereizentrale dazu verschiedene Vorschläge für die Praxis.
Sommerliche Freiräume bieten also derzeit gute Chancen, um mit vielfältigen Angeboten zur Lese- und Erzählförderung wieder umsichtig und verantwortungsbewusst zu beginnen. Denn auch das ist eine Erfahrung der Corona-Zeit:
Zwar war es die ganze Zeit über möglich, innerhalb der Familie und Hausgemeinschaft das dialogische Vorlesen mit Kindern zu praktizieren. Auch konnten manche Vorleseangebote, die dazu von Bibliotheken und Organisationen digital angeboten worden sind, den Alltag daheim bereichern und an vertraute Kontakte erinnern. Aber die Chancen einer dialogischen Begegnung, bei der Kinder aktiv und spontan mit in das ganzheitlich und lebendig gestaltete Erzählgeschehen einbezogen werden, ergeben sich durch die digitalen Formate eben nicht in vergleichbarer Weise.
Digitale Vorleseangebote ersetzen nicht das dialogische Vorlesen und Erzählen
Dialogisches Vorlesen und Erzählen ist kein One-Way-Vortrag, kein Vermittlungsvorgang, der allein über Sprache, Ton und Bild funktioniert. Selbst eine Konferenzschaltung kann davon nur einen kleinen Ausschnitt erlebbar machen. Reaktionen und Emotionen bei allen Beteiligten in einem ständigen mehrdimensionalen Wechselspiel, nonverbale Signale, sinnliche Wahrnehmungen in ihrer ganzen Vielfalt und unter Einbeziehung der Umwelt bestimmen das Geschehen beim dialogischen Vorlesen und Erzählen und brauchen einen dafür passenden Rahmen.
Jetzt, da kleinere Veranstaltungen vielerorts unter bestimmten Voraussetzungen und Regeln wieder möglich sind, gilt es, sich darauf neu und anders zu besinnen.
Aktuelle Praxisberichte aus dem Sommer 2020 zum Vorlesen und Erzählen im Freien zur Inspiration (wird laufend ergänzt):
Märchen erzählen im Innenhof (Lübeck):