#Wildwuchsgeschichten: Steine bekommen Beine

Steine sind ein Teil unseres Lebens. Sie sind kostbar, haben was zu erzählen, taugen als Symbol, wirken miteinander und sind doch jeder für sich einzigartig in ihrer Gestalt.

Bedeutsam für die kreative, naturverbundene, erfahrungs- und erlebnisorientierte Praxis mit Kindern ist außerdem, dass Steine nahezu überall und zu jeder Jahreszeit in der Natur zu finden sind. Das macht sie zu einem besonders vielfältig einsetzbaren Naturmaterial mit spannenden Bezügen zu kulturellen, geschichtlichen und sozialen Fragen – auch und gerade im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Naturwissenschaftlich lässt sich sagen: Ihre Form und Zusammensetzung sowie ihre innere Struktur verraten Geheimnisse über die Entwicklungsgeschichte der Erde. Sie erinnern uns an Vorgänge, die die Erde formten und auch heute noch formen. Wo Menschen in diese Vorgänge eingreifen, um diese kostbare Ressource für den wachsenden Bau- und Industriebedarf zu nutzen, gilt es, die Zusammenhänge des Lebens zu achten. Denn Bodenverdichtung wirkt sich gravierend auf die Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren aus. Und ein unfairer Abbau von Sand und Gestein kann für alle Lebensbereiche bedrohliche Folgen haben.

Das Bewusstsein für die Kostbarkeit und Einzigartigkeit von Steinen beginnt in der frühen Kindheit: mit dem Staunen und Entdecken, mit musischen, sprachlichen und spielerischen Zugängen, mit Körper- und Gestaltungserfahrungen, die alle Sinne ansprechen.

So auch bei diesem kreativen Vorschlag:

Steine in ihrer Gestalt entdecken, erfühlen und Bilder damit legen – das kann ein sinnlicher Einstieg in eine Geschichte sein, die gemeinsam mit mehreren, am besten im Freien entsteht und bei einem Weg von Legebild zu Legebild weitergesponnen wird. Sehr gut geht das zum Beispiel an einem Strand mit einem vielfältigen Vorkommen von kleinen, ganz verschieden geformten Steinen.

Die Teilnehmenden – Große wie Kleine – suchen sich dafür jeweils einen Platz, der einen guten Untergrund bildet für ihr Legebild, vielleicht ein freies glattes Stück vom sandigen Boden oder auch einen großen Stein mit einer flachen Oberfläche. Alle sollten einander noch gut sehen können, gestalten ihr Bild aber zunächst ganz frei für sich allein bzw. als Kleingruppe, d.h. jeder und jede sucht sich ein paar Steine, experimentiert und probiert was für Formen sich damit legen lassen – abstrakt oder gegenständlich. Je nach Gruppengröße sollten mindestens vier und nicht mehr als sieben solcher Einzelbilder in dem Areal entstehen. Gehören zur Gruppe also 20 Teilnehmende, gestalten sie ihre Bilder in 3er-Gruppen. Bei einer Kleingruppe zu viert gestaltet jeder und jede zunächst ein Bild für sich allein.

Nach einer zuvor vereinbarten Zeit, vielleicht nach 15 oder 20 Minuten, kommen alle zusammen, um gemeinsam einen Spaziergang von Platz zu Platz durch die so entstandene „Steine-Bilder-Galerie“ zu machen – und dabei zu den entstandenen Motiven eine Geschichte zu erzählen. Auch hier gilt: Bei vielen Teilnehmenden werden kleinere Gruppen zu max. etwa fünf Personen gebildet, so dass an jedem Platz noch alle gut sehen können. Spannend kann es sein, wenn diese Kleingruppen die Legebilder in unterschiedlicher Reihenfolge besuchen – denn dann werden ganz unterschiedliche Geschichten entstehen!

Das Erzählen geschieht assoziativ: Das erste Bild wird betrachtet und lässt vielleicht an zwei Menschen denken (s. Abbildung oben als Beispiel). Was haben die wohl vor? Wo gehen die hin? Das zweite Bild zeigt einen aus Steinen gelegten Kreis. Wofür könnte der stehen? Vollmond? Ein Teich? Ein Rad? Und welche Beziehung ergibt sich daraus zu den beiden Figuren vom ersten Platz? Angenommen, die Gruppe entscheidet sich für den Vollmond. Dann wird das dritte Bild in Verbindung gebracht mit einer nächtlichen Szene. Das dritte Bild zeigt die Form eines Fisches. Geht es hier ums Nachtangeln? Ist jemand bei Dunkelheit auf dem Wasser?…In dieser Weise entwickelt sich die Geschichte von Station zu Station weiter – ganz frei oder auch orientiert an der bereits erläuterten 5-Finger-Methode.

Am Ende des Spaziergangs kann die Geschichte aus der Erinnerung aufgeschrieben und vielleicht verglichen werden mit anderen Geschichten, die sich eine Gruppe ausgedacht hat, die in anderer Reihenfolge den Weg von Bild zu Bild gegangen ist. Wer mag, kann die Steinebilder auch fotografieren und damit anschließend die Geschichte illustrieren. So entsteht am Ende vielleicht ein digitales Bilderbuch oder ein Kamishibai-Bildkartensatz zur entstandenen Geschichte.

Mehr zum Thema „Steine“ in der Kultur- und Naturbildung mit passenden Bilderbuch-Tipps gibt es hier:

http://waldworte.eu/2020/02/23/was-steine-vom-leben-erzaehlen-gedanken-zu-einem-spannenden-material-fuer-die-kulturelle-und-oekologische-bildung/

 

 

 

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