In dem kürzlich veröffentlichten Gutachten „Bildung 2030 – veränderte Welt. Fragen an die Bildungspolitik“ identifiziert der Aktionsrat Bildung 12 große Entwicklungs- und Wandlungsprozesse unserer Gesellschaft, die das Bildungssystem in den nächsten Jahren nachhaltig beeinflussen werden. Bei dem Aktionsrat Bildung handelt es sich um ein Gremium renommierter BildungswissenschaftlerInnen, das sich 2005 auf Initiative der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. konstituiert hat. Neben der Frage nach dem Umgang mit den Megatrends Globalisierung und Digitalisierung stellt der Aktionsrat in seinem Gutachten „Bildung 2030“ weitere wichtige Fragen:
- Wie kann sich das Bildungssystem auf die komplexe Wertedynamik in unserer Gesellschaft einstellen?
- Wie verändert sich die Bevölkerungsstruktur in Deutschland und was bedeutet das für die einzelnen Bildungsbereiche?
- Wie beeinflussen Migrationsbewegungen und die damit verbundene Integration unser Bildungssystem?
- Welche Auswirkungen hat der Bedeutungswandel des Religiösen für den Unterricht und die Lehrerausbildung?
- Vor welche Herausforderungen stellen Urbanisierung und ländliche Entwicklung den Bildungsbereich?
Die Erkenntnisse, die dazu in dem online einsehbaren Gutachten beschrieben werden, sind sicher auch für Bibliotheken mit ihrem Bildungsaufragt interessant zu lesen: http://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Dokumente/ARB_Gutachten_gesamt_16.05.2017.pdf
Wichtiger Lerneffekt nebenbei:
Bei einem kritischen Blick auf die breite Berichterstattung zum Gutachten auf der Basis von offiziellen Stellungnahmen zeigt sich, wie leicht sich auch bei diesen vermeintlich als glaubwürdig eingestuften Quellen und Kommentierungen bedeutsame Falschmeldungen einschleichen und verbreiten können:So meldete die dpa am 24.5.2017, nachdem bereits bundesweit in der Presse über das Gutachten berichtet worden war:
„München (dpa/lby) – Die Schulen in Deutschland müssen nach Ansicht des Aktionsrats Bildung digitaler werden. (…) Für das Gutachten haben die Wissenschaftler umfassendes Material ausgewertet. Unter anderem hatten sie darauf hingewiesen, dass schon Grundschüler, die einmal pro Woche am Computer arbeiten, deutlich bessere Kompetenzen im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften hätten. Dieser Schluss hat sich inzwischen als Fehler der Auswertung erwiesen – tatsächlich zeigen diese Schüler niedrigere Kompetenzen, wie eine Sprecherin der Verantwortlichen sagte.“ (Berichtigung der dpa 3851 vom 10.05).
Die genannte und in den Berichten falsch zitierte und wiederholte Textstelle lässt sich im Gutachten auf S. 78 nachlesen. Allerdings sah der Sprecher nach dieser Richtigstellung keinen Anlass, trotz gegensätzlicher Aussage an der Beschreibung der Herausforderungen für die Bildungswelt und die Digitalisierung an Schulen etwas zu ändern.
http://futur-iii.de/2017/06/01/falsch-zitiert-und-falsch-gemeldet/
